Umweltschaden Natzing
Finden Sie hier alle Informationen rund um den Umweltschaden im Gewerbegebiet Natzing.
Anschließend Neuaufbau
Die Sanierungsarbeiten nach dem Umweltschaden in Natzing gehen in die nächste Runde. Im März wurde die Drainageschicht des Retentionsfilterbeckens entfernt und das Kanalsystem ein weiteres Mal gespült. Anschließend hob eine Fachfirma weitere 30 Zentimeter tief den Untergrund des Rückhaltebeckens aus, um die letzten Reste des PFAS-verseuchten Erdreichs zu entfernen. Nun kann mit dem Neuaufbau des Retentionsfilterbeckens begonnen werden – Arbeiten, die mit Kosten von rund 800.000 Euro veranschlagt werden. Der Bauantrag hierfür liegt bereits den Fachbehörden vor und befindet sich derzeit in der Genehmigungsphase. Der Beginn der Bauarbeiten hängt am Sanierungsfortschritt des Grundwassers.
Eggstätts Bürgermeister Christian Glas hat auch die finanziellen Auswirkungen der Sanierungsarbeiten im Blick: „Wir hoffen, dass wir durch die Aufklärung dieser Straftat dieses Jahr Mittel nach dem Finanzausgleichsgesetz (FAG) erhalten. Der Umweltschaden hemmt uns auf mehreren Ebenen – viele Projekte müssen auf Grund der finanziell angespannten Situation warten oder stehen gar auf dem Prüfstand.“ Die Beantragung der sogenannten FAG-Mittel durch die Gemeinde läuft derzeit.
Rück- und Ausblick auf den Umweltschaden in Natzing
Ein Kubikmeter Trinkwasser kostet den Verbraucher in der Gemeinde Eggstätt aktuell 80 Cent. Ein moderater Preis für höchste Wasserqualität. Im Gewerbegebiet Natzing, ebenfalls im Gemeindebereich Eggstätt, muss man für einen Kubikmeter sauberes Grundwasser deutlich tiefer in die Tasche greifen – 10 Euro kosten 1.000 Liter gereinigtes Grundwasser die Gemeinde derzeit. Hintergrund ist der Umweltschaden, der durch das illegale Einleiten von PFAS-belastetem Löschmaterial im April 2021 entstand. Seitdem wurde das Kanalsystem gespült, der belastete Boden des Retentionsfilterbeckens entnommen und über vier Grundwassermessstellen – eine davon befindet sich in der Schutzzone 3 der Wasserversorgung Bad Endorf – wird Grundwasser mittels eines Aktivkohlefilters gereinigt.
Die Kosten für die Reinigungsarbeiten beliefen sich bis Ende 2021 auf gut 520.000 Euro – Tendenz steigend. „2022 steht der Aushub des restlichen belasteten Schlammmaterials aus dem Retentionsfilterbecken an. Zudem muss das Becken selbst grundsaniert werden. Alleine diese Maßnahme kostet die Gemeinde rund 800.000 Euro.“ prognostiziert Eggstätts Bauamtsleiter Bernd Ruth. Dazu kommen die Ausgaben für die laufenden Messungen und das kontinuierliche Reinigen des Grundwassers. Die Verwaltung schätzt, dass so bis Ende 2022 knapp zwei Millionen Euro zusammenkommen. Das Bauamt koordiniert die einzelnen Maßnahmen zusammen mit der R&H Umwelttechnik, einer fränkischen Fachfirma. Der Gemeinde zur Seite steht zudem der Gewässerunterhaltszweckveband (GUZV).
Technisch hat die Gemeinde die Folgen des Umweltschadens im Griff – finanziell sind die Auswirkungen noch lange nicht absehbar. Ein erster Antrag auf Fördermittel nach dem Finanzausgleichsgesetz – sogenannte FAG-Mittel – ist im Herbst von der Regierung von Oberbayern abgelehnt worden. Grund war unter anderem die noch nicht geklärte Frage, ob der Verursacher des Umweltschadens für Schadensersatzforderungen herangezogen werden kann. Die Gemeinde startet im Sommer einen zweiten Anlauf und hofft auf einen positiven FAG-Bescheid. „Wir als kleine Gemeine brauchen dringend finanzielle Unterstützung. Wir haben vielfältige Pflichtaufgaben, wie dringend benötigte Straßensanierungen oder der lange geplante Neubau einer Kindertagesstätte. Das und noch viel mehr müssen wir stemmen, während wir gleichzeitig versuchen, unser Grundwasser und unsere Naturlandschaft vor den Folgen dieses Umweltskandals zu schützen.“, wirft Eggstätts Bürgermeister Christian Glas einen eher düsteren Ausblick auf die kommenden Monate.
Vorerst ausschließlich für Beprobung
Mitte September wurden zwei neue Grundwassermesstellen im Gewerbegebiet Natzing eingerichtet. Entnahmestelle 3 befindet sich im bebauten Gewerbegebiet, Messtelle 4 westlich davon in der Schutzzone III des Wasserschutzgebiets für die trinkwasserversorgung der Marktgemeinde Bad Endorf. Die beiden Bohrungen erreichen eine maximale Tiefe von 16 Metern und haben einen Durchmesser von rund 30 Zentimetern. Sie dienen vorerst rein der Probenentnahme. Die bereits seit Sommer laufende Reinigung des Grundwassers erfolgt weiterhin über einen speziell dafür im Osten eingerichteten Schluckbrunnen.
Neben diesem technischen Sanierungsfortschritt bemüht sich die Gemeinde Eggstätt weiterhin um finanzielle Unterstützung für die unvorhergesehenen Ausgaben. So wurde mittlerweile über das Landratsamt Rosenheim ein Antrag zur Gewährung von sogenannten FAG-Mitteln nach dem Finanzausgleichsgesetz gestellt. Derzeit läuft die Prüfung, ob die Gemeinde Eggstätt für die Zuteilung dieser Mittel berechtigt ist.
Wie ist der aktuelle Sanierungsstand?
Die Gemeinde Eggstätt möchte im Folgenden über die PFAS-Thematik im Zusammenhang mit dem Schadensfall im Gewerbegebiet Natzing informieren.
Was ist im Gewerbegebiet Natzing passiert?
In den Oberflächenwasser- bzw. Niederschlagswasserkanal im Gewerbegebiet Natzing wurde illegal hoch PFAS-belastetes Löschmittel eingeleitet und entsorgt. Die Einleitung wurde erstmals am 21.03.2021 beobachtet.
Am 02.04.2021 wurde das Vorgehen erneut beobachtet und der Täter konnte festgenommen werden. Das Löschmittel gelangte über den Oberflächenwasserkanal des Gewerbegebietes in ein Auffangbecken am Rande des Gewerbegebietes, ein sog. Retentionsbodenfilter (RBF), und anschließend in die nachgeschaltete Versickerungsanlage und damit in das Grundwasser.
Seit Bekanntwerden des Schadens am 02.04.2021 wurden seitens des Wasserwirtschaftsamtes Rosenheim und dem von der Gemeinde Eggstätt beauftragten Ingenieurbüro R & H Umwelt GmbH zahlreiche Bohrungen abgeteuft sowie Wasser- und Boden-Proben zur Erkundung des Schadens entnommen, ausgewertet und Sofortmaßnahmen zur Sanierung eingeleitet. Alle Maßnahmen erfolgen in enger und laufender Abstimmung zwischen dem Landratsamt Rosenheim, dem Wasserwirtschaftsamt, dem GUZV Rosenheim, der Gemeinde Eggstätt und dem eingeschalteten Fachgutachterbüro.
Was bedeuten PFAS, PFOA, PFOS, PFC und PFT?
Das Umweltbundesamt erklärt:
Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS), auch bekannt unter der Abkürzung „PFC“ (per- und polyfluorierte Chemikalien) beschreiben eine Chemikaliengruppe zu der mittlerweile mehr als 4.700 verschiedene Einzelsubstanzen gezählt werden. Es handelt sich dabei um naturfremde, industriell hergestellte Chemikalien (anthropogen). Aufgrund ihrer wasser-, fett- und schmutzabweisenden Eigenschaften werden sie u.a. in Feuerlöschschäumen und galvanischen Bädern, aber auch in antihaft-beschichtetem Kochgeschirr, Outdoorkleidung und Lebensmittelverpackungen verwendet.
Zu der PFAS-Stoffgruppe, zählen u.a. auch die beiden bekanntesten Vertreter PFOA und PFOS. Seit einiger Zeit bzw. seit PFOA und PFOS unter die sog. REACH-Verordnung fallen und nicht mehr verwendet werden dürfen, werden vermehrt die sog. Vorläuferverbindungen (Präkursoren) eingesetzt. Zu dieser neuesten PFAS-Generation zählen unter anderem auch die Stoffe CDPOS und DPOSA, auch bekannt als sog. Capstone-Produkte, welche in Natzing die höchsten Konzentrationen ausmachen.
Präkursoren sind fluororganische Verbindungen (PFC), die (noch) keine perfluorierten Carbonsäuren oder Sulfonsäuren (PFT) darstellen, aber dahin abgebaut werden können.
Quelle: uba_sp_pfas_web_0.pdf (umweltbundesamt.de)
Wie ist der aktuelle Sanierungsstand?
Kanal
Seit Bekanntwerden des Schadens wurde der Ablauf des Retentionsbodenfilters geschlossen, sodass kein weiteres PFAS-belastetes Niederschlagswasser aus dem Kanal in das Grundwasser versickern konnte. Der Kanal wurde am 21.04.2021 mit Frischwasser gespült, das Spülwasser in IBC’s gesammelt und letztlich über die zwischenzeitlich installierte (Grund-)Wasserreinigungsanlage gereinigt. Die PFAS-Konzentrationen im Kanal konnten durch die Spülung bereits deutlich reduziert werden. Derzeit muss noch ausgewertet werden, ob weitere Spülungen des Kanals zur Eliminierung der verbliebenen Restkontamination notwendig sind.
Boden
Das hochbelastete oberflächennahe Erdreich im Retentionsbodenfilter wurde als Sofortmaßnahme in zwei Aushubkampagnen (22.04.2021 und 28./29.04.2021) ausgehoben und geregelt entsorgt.
Im Juni 2021 wurden Rammkernsondierungen im Retentionsbodenfilter abgeteuft. Anhand der gewonnenen Bodenproben konnte die Restbelastung im anstehenden Boden auf 0,5 m unter der jetzigen Beckensohle eingegrenzt werden, sodass – sobald der Retentionsbodenfilter wasserfrei ist – der noch belastete Boden ausgehoben werden kann. Anschließend soll das Becken wieder neu aufgebaut und seiner Funktion als Retentionsbodenfilter wieder zugeführt werden.
Grundwasser
Zur Überprüfung der Grundwasserbelastung im direkten Umfeld des Retentionsbodenfilters und der zugehörigen Versickerungsanlage wurden zwei Grundwassermessstellen errichtet. Die Auswertungen ergaben eine sanierungsrelevante Belastung des Grundwassers mit PFAS. Außerdem wurden bzw. werden bereits bestehende Grundwassermessstellen im Zustrom/Anstrombereich zu den Brunnen des Wasserversorgung Endorf analytisch untersucht und die Grundwasserfließrichtung sowie -geschwindigkeiten ermittelt. Damit kann das Schadensbild sehr gut beschrieben werden, eine unmittelbare Gefährdung der Trinkwasserbrunnen ist auf Grund dieser Erkenntnisse nicht zu besorgen.
In den kommenden Wochen werden weitere Grundwassermessstellen zur vollständigen Abgrenzung des Grundwasserschadens errichtet.
Grundwassersanierung
Am 19.05.2021 wurde die Firma Züblin Umwelttechnik mit der Lieferung und Installation einer Wasserreinigungsanlage, speziell zur Reinigung von PFAS-belastetem Wasser, beauftragt.
Die Inbetriebnahme der Anlage erfolgte am 31.05.2021. Seither wird das aus dem Oberflächenwasserkanal in das abgesperrte Becken (RBF) eingeleitete Regenwasser – und seit dem 29.06.2021 auch das aus der neu errichteten Grundwassermessstelle GWM 2 geförderte Grundwasser (Förderleistung 4 l/s bzw. 14,4 m3/h) - gereinigt und das gereinigte Wasser anschließend im Sickerbecken wieder versickert. Ab dem 02.08.2021 wird das Wasser nach der Reinigungsanlage über den am 07.07.2021 gebohrten Schluckbrunnen im Osten des RBF wieder dem Grundwasser zugeführt. Mit der Pumpmaßnahme in GWM 2 wird sowohl ein Austrag von PFAS aus dem Grundwasser erreicht als auch durch die Erstellung eines Absenktrichters ein weiteres Abströmen von PFAS belastetem Grundwasser aus dem Bereich des RBF verhindert.
Die Reinigungsanlage wird monatlich durch die Fa. Züblin Umwelttechnik gewartet. Die Beprobung bzw. analytische Überwachung erfolgt durch die R & H Umwelt GmbH im zweiwöchentlichen Rhythmus.
Wie gelangen PFAS in den menschlichen Organismus?
Laut Umweltbundesamt kann der Mensch über die verschiedensten Quellen PFAS aufnehmen. Dies kann z.B. über PFAS-haltige Alltags-Gegenstände wie Geschirr oder Lebensmittelverpackungen geschehen. Hier können sich Mikropartikel von den beschichteten Flächen lösen. Eine weitere Möglichkeit wäre die Aufnahme von Wasser, Pflanzen oder Tierprodukten. Auch hier haben sich die inzwischen ubiquitär vorkommenden PFAS angereichert. PFAS kann vom menschlichen Körper nicht zersetzt werden, jedoch wird dieser spätestens nach sechs Jahren wieder langsam ausgeschieden.
Quelle:https://www.umweltbundesamt.de/themen/chemikalien/chemikalien-reach/stoffe-ihre-eigenschaften/stoffgruppen/per-polyfluorierte-chemikalien-pfc/besorgniserregende-eigenschaften-von-pfc
Wie wirken sich PFAS auf den Menschen aus?
Stand heute gibt es auf EU- und auf Bundesebene nur Empfehlungen, aber keine gesetzlich festgeschriebenen Höchstgrenzen für PFAS. Laut Umweltbundesamt fanden Wissenschaftler in Studien mit Ratten heraus, dass PFOS und PFOA nur mäßig toxisch sind, wenn sie über einen nur kurzen Zeitraum aufgenommen werden. Dagegen führten Langzeitstudien mit den Tieren zum Ergebnis, dass die beiden PFAS-Stoffe die Entstehung von Leberkrebs und anderen Tumoren bei diesen Tieren fördern. Die Studienergebnisse mit Nagetieren können aber nicht ohne Weiteres auf den Menschen übertragen werden, da es große körperliche Unterschiede gibt z.B. beim Stoffwechsel oder Ablauf von biochemischen Prozessen.
Quelle:https://www.umweltbundesamt.de/themen/chemikalien/chemikalien-reach/stoffe-ihre-eigenschaften/stoffgruppen/per-polyfluorierte-chemikalien-pfc/besorgniserregende-eigenschaften-von-pfc
Was wir wissen müssen: Die EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) hat die aktuellen Richtwerte aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse stark erhöht und verschärft. Der TDI (tolerable daily intake) Wert für PFOS betrug zuletzt 0,15 µg PFOS/kg Körpergewicht eines 70 kg schweren Durchschnittverzehrers (0,15 µg = 150 ng).
Besteht eine Gefahr für das Trinkwasser?
Das Wasserwerk Endorf lässt das Trinkwasser seit Bekanntwerden der illegalen Einleitung hin regelmäßig auf PFAS untersuchen. Bis dato wurden in den Trinkwasserbrunnen und in den Vorfeldmessstellen keine PFAS analysiert.
Im Grundwasserzustrom zu den Trinkwasserbrunnen der Wasserversorgung Endorf befinden sich mehrere Messstellen, weitere werden in den kommenden Wochen errichtet. Diese Grundwassermessstellen werden durch das Ingenieurbüro R & H Umwelt GmbH regelmäßig beprobt und ermittelt, ob und wie sich die PFAS-Schadstofffahne vom Retentionsbodenfilter ausbreitet, sodass im Falle einer Schadstoffverlagerung rechtzeitig mit Gegen-/Sanierungsmaßnahmen reagiert werden kann. Bei einer Fließgeschwindigkeit des Grundwassers von nur ca. 0,5 – 1 Meter pro Tag besteht keinerlei Besorgnis einer überraschenden Belastung der Trinkwasserbrunnen mit PFAS.
Auskünfte zu den aktuellen PFAS-Werten erteilt das Wasserwirtschaftsamt Rosenheim, Telefon 08031/305-01 oder per E-Mail an poststelle@wwa-ro.bayern.de.
Schluckbrunnen wurde eingerichtet
Die Sanierungsarbeiten im Zuge des Umweltschadens im Eggstätter Gewerbegebiet Natzing gehen weiter. Nachdem die Beprobung des Grundwassers eine Belastung mit den illegal entsorgten PFC-Stoffen (Perfluorierte Tenside) nachgewiesen hat, wurde jetzt mit Hilfe einer dritten Bohrung ein sogenannter Schluckbrunnen eingerichtet.
Das Grundwasser wird westlich des Retentionsfilterbeckens entnommen und über einen Aktivkohlefilter gereinigt. Anschließend wird das aufbereitete Wasser über die neue, 16 Meter tiefe Bohrstelle weiter östlich – dem Schluckbrunnen – wieder dem Grundwasserkreislauf zugeführt. Dieser Reinigungsprozess nimmt mehrere Stunden in Anspruch.
Die angrenzenden Wasserversorger aus Eggstätt, Bad Endorf und Breitbrunn führen weiterhin laufend spezielle Untersuchungen durch, um das Trinkwasser gezielt auf eine mögliche PFC-Belastung zu untersuchen. Nach wie vor besteht keine unmittelbare Gefahr für die Bevölkerung.
Gemeinde Eggstätt benötigt finanzielle Unterstützung
In einem offenen Brief hat Bürgermeister Christian Glas um finanzielle Unterstützung für die Gemeinde Eggstätt bei der Bewältigung des Umweltschadens im Gewerbegebiet Natzing gebeten.
Anfang April hatte ein Ortsfremder illegal giftige Stoffe im Kanalsystem entsorgt und so Perfluorierte Tenside (PFC) in den Wasserkreislauf eingeleitet. Die Gemeinde ist derzeit mit umfangreichen Sanierungsarbeiten beschäftigt – unter anderem musste das Retentionsfilterbecken ausgebaggert werden und das abfließende Oberflächenwasser über Aktivkohlefilter gereinigt werden. zur genauen Bestimmung der PFC-Belastung im Grundwasser sind zwei Grundwassermessstellen eingerichtet worden, die auch zur Probenentnahme dienen.
Bis heute sind Kosten in Höhe von mehr als 320.000 Euro aufgelaufen. Insgesamt droht der Gemeinde eine Belastung im hohen sechsstelligen Bereich, die aktuell bei weitem noch nicht absehbar ist. Eine enorme Summe, die den kommunalen Haushalt der 3.000-Einwohner Gemeinde Eggstätt bis auf das Äußerste belastet. Bürgermeister Glas warb Anfang Juni in einem Schreiben an das Bayerische Umweltministerium mit Staatsminister Thorsten Glauber, ebenso wie an das Wirtschaftsministerium mit Staatsminister Hubert Aiwanger, an die Regierung von Oberbayern mit Regierungspräsidentin Maria Els, Rosenheims Landrat Otto Lederer, die Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig, Landtagsabgeordneten Klaus Stöttner sowie an weitere öffentliche Stellen um finanzielle Unterstützung.
„Wir als kleine Gemeinde sind dringend auf Hilfe angewiesen, weil wir die finanziellen Auswirkungen dieses Umweltschadens nicht alleine stemmen können. Der Schutz von Mensch und Natur hat für mich oberste Priorität. Das Grundwasser und unsere schützenswerte Natur brauchen jetzt unser entschlossenes und sofortiges Handeln. Daher haben wir die Entscheidungsträger auf Landkreis-, Landes- und Bundesebene dringend um Unterstützung gebeten. Wir als Gemeinde sind ebenso wie unsere einzigartige Naturlandschaft das Opfer dieser unglaublichen Straftat,“, so Bürgermeister Glas.
Prüfung der Belastung des Retentionsfilterbeckens geht weiter
Die Sanierung des Retentionsfilterbeckens sowie des Oberflächenwasserkanalsystems im Gewerbegebiet Natzing geht weiter. Nach der illegalen Einleitung von sogenannten PFC-Stoffen (Perfluorierte Tenside) Anfang April und der sofortigen Spülung des Kanalsystems sowie dem Abtrag der Bodenschicht des Rückhaltebeckens durch die Gemeinde Eggstätt, wurde ein Aktivkohlefilter zur Reinigung des immer noch belasteten Oberflächenwassers installiert.
Parallel dazu werden derzeit im unmittelbaren Bereich des Retentionsfilterbeckens zwei neue Messtellen zur Beprobung des Grundwassers eingerichtet. Mit ersten validen Ergebnissen wird in rund vier Wochen gerechnet.
Wenn notwendig, kann dann auch das Grundwasser über die eingerichteten Aktivkohlefilter entnommen, gereinigt und wieder dem Wasserkreislauf zugeführt werden.
Die angrenzenden Wasserversorger aus Eggstätt, Bad Endorf und Breitbrunn führen zudem bereits jetzt laufend spezielle Untersuchungen durch, um das Grundwasser gezielt auf eine mögliche PFC-Belastung zu untersuchen. Nach wie vor besteht keine unmittelbare Gefahr für die Bevölkerung.
Aktivkohlefilter zur Reinigung des Oberflächenwassers aufgestellt
Die Sanierung des Retentionsfilterbeckens sowie des Oberflächenwasserkanalsystems im Gewerbegebiet Natzing geht weiter. Nach der illegalen Einleitung von sogenannten PFC-Stoffen (Perfluorierte Tenside) Anfang April und der sofortigen Spülung des Kanalsystems sowie dem Abtrag der Bodenschicht des Rückhaltebeckens durch die Gemeinde Eggstätt, wurde nun ein Aktivkohlefilter zur Reinigung des immer noch belasteten Oberflächenwassers installiert. In den kommenden Wochen wird über den Filter das abfließende Regenwasser ebenso wie das bereits benötigte Spülwasser gereinigt und die Schadstoffe herausgefiltert.
Parallel dazu werden ab dem 07. Juni im unmittelbaren Bereich des Retentionsfilterbeckens zwei neue Messtellen zur Beprobung des Grundwassers eingerichtet. Mit ersten validen Ergebnissen wird in rund vier Wochen gerechnet. Wenn notwendig, kann dann auch das Grundwasser über die eingerichteten Aktivkohlefilter entnommen, gereinigt und wieder dem Wasserkreislauf zugeführt werden.
Die angrenzenden Wasserversorger aus Eggstätt, Bad Endorf und Breitbrunn führen zudem bereits jetzt laufend spezielle Untersuchungen durch, um das Grundwasser gezielt auf eine mögliche PFC-Belastung zu untersuchen. Nach wie vor besteht keine unmittelbare Gefahr für die Bevölkerung.
Ungeklärt ist die Entsorgung der entnommenen rund 500 Kubikmeter Bodenaushub aus dem Retentionsfilterbecken. Die Gemeinde sucht derzeit zusammen mit dem Gewässerunterhaltungszweckverband Rosenheim (GUZV) nach einer Deponie für das belastete Erdreich, das noch in Containern gelagert wird.
Die bisherigen Kosten für die Sanierung des Retentionsfilterbeckens und die Reinigung des Kanalsystems liegen im höheren sechsstelligen Bereich. Die Gemeinde Eggstätt ist als Grundstückseigentümerin des Retentionsfilterbeckens für dessen Sanierung zunächst vollumfänglich verantwortlich. „Der erhebliche finanzielle Aufwand für die Reinigungsarbeiten belastet den kommunalen Haushalt enorm. Es besteht die Gefahr, dass wichtige Zukunftsprojekte der Gemeinde nicht realisiert werden können. Deshalb kämpfen wir aktuell auf allen politischen Ebenen um Unterstützung.“, so Eggstätts Bürgermeister Christian Glas.
Der Verursacher des Umweltschadens ist bekannt, ein entsprechendes Ermittlungsverfahren wurde von der Staatsanwaltschaft Traunstein eingeleitet.
Bei weiteren Erkenntnissen zum Belastungsgrad wird die Öffentlichkeit zeitnah informiert.
Hoher Sanierungsaufwand auf Grund illegaler Einleitung
Die Gemeinde Eggstätt muss sich aktuell mit einer umfassenden Sanierung des Retentionsfilterbeckens im Gewerbegebiet Natzing auseinandersetzen. Ein ortsfremder Unternehmer hatte illegal eine Flüssigkeit in einen Straßenentwässerungseinlauf im Gewerbegebiet Natzing eingeleitet. Über das geschlossene Oberflächenwasserkanalsystem gelangten so Schadstoffe des Typs PFT, sogenannte Perfluorierte Tenside, in das Rückstau- und Filterbecken des Gewerbegebiets. Der Verursacher wurde von Beamten der Polizeiinspektion Prien auf frischer Tat vor Ort ertappt. Die zuständige Staatsanwaltschaft Traunstein hat daher ein Ermittlungsverfahren, unter anderem wegen des Verdachts der Gewässerverunreinigung, eingeleitet.
Unmittelbar nach der Verunreinigung wurden vom Wasserwirtschaftsamt Rosenheim im betroffenen Gebiet Boden- und Wasserproben entnommen. Um die Ausbreitung der Schadstoffe so frühzeitig wie möglich zu verhindern, hat die Gemeinde Eggstätt das Kanalsystem mittels einer Hochdruckreinigungsanlage spülen lassen. Die gebrauchten 14 Kubikmeter Spülwasser wurden aufgefangen und fachgerecht gelagert. Zudem wurde in einem zweiten Schritt der Boden des Rückhaltebeckens lagenweise abgetragen. Insgesamt 500 Kubikmeter Erdreich werden seitdem verpackt in einer Lagerhalle zwischengelagert.
Um die Auswirkungen auf die Umwelt, insbesondere auf das Grundwasser, valide bewerten zu können, haben das Wasserwirtschaftsamt Rosenheim sowie die zur Sanierung des Beckens beauftragte Fachfirma fortlaufend Boden- und Wasserproben entnommen. Ausdrücklich wird darauf hingewiesen, dass eine unmittelbare Gefährdung der Bevölkerung nicht vorliegt. Da das Retentionsfilterbecken direkt an die Wasserschutzzone 3 des Wasserwerks Bad Endorf anschließt, hat die Gemeinde Eggstätt die Trinkwasserversorger aus Bad Endorf, Breitbrunn und Eggstätt über die eingeleiteten Maßnahmen informiert.
Die gesamten Sanierungsarbeiten erfolgen in enger Absprache mit dem Wasserwirtschaftsamt Rosenheim sowie dem Landratsamt Rosenheim, Sachgebiet Wasserrecht und Wasserwirtschaft. Neben dem Gewässerunterhaltungszweckverband Rosenheim (GUZV) wurde mit der R & H Umwelt GmbH eine erfahrene Fachfirma mit der Durchführung der Sanierungsarbeiten betraut.
Derzeit finden laufend weitere Probenentnahmen statt. Je nach Ergebnislage werden die weiteren Schritte veranlasst und die betroffenen Trinkwasserversorger sowie die Öffentlichkeit informiert.